Der erste und letzte nationalbewusste Slowene an der Spitze der Landesverwaltung vom Kronland Krain
Andreas Freiherr von Winkler (1825-1916) ist in die slowenische Geschichte eingegangen als „ein Mann, der dazu bestimmt war, der slowenischen Nation in erheblichem Maße bei ihren Bemühungen um nationale Rechte zu helfen“. Die Zeit zwischen 1880 und 1892, in der er Landespräsident vom Kronland Krain war, auch bekannt als „Ära Winkler“, war ein Wendepunkt für die Slowenen in Krain, die dank ihm die politische und sprachliche Gleichstellung mit den Deutschen in der zentralen, mehrheitlich slowenischen Region erreichten. Andrej Winkler, der kaiserliche Stellvertreter, loyal zu Wien und eindeutig slowenisch, erhöhte die Zahl der slowenischen Beamten und das Slowenische wurde neben dem Deutschen zur Amts- und Gerichtssprache im Land. Innerhalb weniger Jahre nach seinem Amtsantritt hatten die Slowenen bereits die Mehrheit im Stadtrat von Ljubljana und im Regionalparlament von Kranj, und von da an wurden nur noch Slowenen zu Landeshauptleuten ernannt. Er sorgte auch für die Entwicklung des slowenischen Bildungswesens, die Wiederaufforstung des Karstgebiets und die Einführung der slowenischen Rechtsterminologie bei der Übersetzung von Amtshandlungen.
Andreas Winkler, ein in Wien ausgebildeter Jurist, der 1825 in Nemci im Ternowaner Wald in Görzer Land bzw. im damaligen Österreichischen Küstenland geboren wurde, machte sich zunächst als fleißiger und gewissenhafter Beamter und Bezirkshauptmann von Krmin (Cormons) und Tolmin (Tomein) einen Namen. Er wurde auch als Abgeordneter in den Landtag der Gefürsteten Grafschaft Görz und Gradis gewählt, und auch dort war sein Wirken von Bemühungen um eine stärkere politische und sprachliche Verankerung der Slowenen geprägt, allerdings im Verhältnis zu den dortigen Italienern. In Görz erwarb Winkler so viel Vertrauen bei der slowenischen Bevölkerung, dass diese ihn als Abgeordneten in die österreichische Nationalversammlung in Wien wählte.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt als Landespräsident von Krain zog er sich zurück nach Görz, wo er abwechselnd in Görz und Tolmin lebte. Nach dem Ausbruch des Krieges mit dem Königreich Italien im Jahr 1915 ging er ins Exil nach Graz in der Steiermark, wo er im März 1916 verstarb. Für seine Verdienste wurde er 1883 von Kaiser Franz Joseph in den Freiherrnstand erhoben und noch zu Lebzeiten mit dem Großkreuz des Franz-Joseph-Ordens und dem Ritter der Eisernen Krone zweiter Klasse ausgezeichnet. Er war auch Ehrenbürger vieler Orte in Slowenien.
Über Andreas Freiherr von Winkler sprechen der slowenische Historiker Igor Gardelin, MA, und Christian Winkler, der Urenkel des altösterreichischen Politikers und Staatsbeamten. Ein Buch über Andreas Freiherr von Winkler verfasste Jože Šušmelj, der Bürgermeister von Nova Gorica, der erste slowenische Konsul in Triest, Gesandter an der slowenischen Botschaft in Rom und danach im slowenischen Außenministerium tätig war.