Serie „Metamorphosis 3

Metamorphosis 3“ ist eine Arbeit, die zum Teil im Sommer 2018 auf der griechischen Insel Skyros entstanden ist und die die Künstlerin dann in ihrem Grazer Atelier weiterentwickelt und fertiggestellt hat. Die Steine und das Schwemmholz, auf dem sie liegen, hat das Meer an den Strand von Skyros gespült. Die Künstlerin hat ihr Geheimnis der langen Reise sowie ihre Prägung an Land und im Meer in Frottagetechnik auf Notizzettel gebracht. Später hat sie sie zu einem Bild zusammengefügt, die Steine würdevoll im Schwemmholz ruhend auf ein Podest gestellt.

In dieser Arbeit hat die Künstlerin auf das Einbinden ihrer Initialen TSM verzichtet, die andere Bildinhalte tragen und die sie auf diese Weise in Zusammenhang mit all dem bringt, was sie zum Zeitpunkt des Arbeitens jeweils vorfindet – in ihrem Inneren und um sich herum. Das Resultat ist dann meist in Acryl oder Mischtechnik auf Leinwand oder Papier zu finden.

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Webseite: www.mihalopulos.com

Begleitendes Gedicht von Ivan Minatti 

Jemanden muss man gernhaben

und seien es Gräser, ein Fluss, ein Baum oder ein Stein,
jemandem muss man den Arm um die Schulter legen,
dass er sich, begierig, an der Nähe sättigt,
jemandem muss man, muss man,
das ist wie Brot, wie ein Schluck Wasser,
muss man seine weißen Wolken reichen,
seine kühnen Vögel der Träume,
seine scheuen Vögel der Machtlosigkeit
– irgendwo muss es doch für sie
ein Nest der Ruhe und Zärtlichkeit geben –
jemanden muss man gernhaben,
und seien es Gräser, ein Fluss, ein Baum oder ein Stein –
denn Bäume und Gräser wissen von der Einsamkeit
– die Schritte entfernen sich stets wieder,
auch wenn sie einen Augenblick innegehalten hatten –
denn der Fluss weiß von der Trauer
– wenn er sich nur über seine Tiefen beugt –
denn der Stein kennt den Schmerz
– wie viele schwere Füße
haben schon sein stummes Herz getreten –
jemanden muss man gernhaben,
jemanden muss man gernhaben,
mit jemandem muss man Schritt halten,
der gleichen Spur folgen –
oh, ihr Gräser, Fluss, Stein, Baum,
schweigende Begleiter der Einsamen und Sonderlinge,
gute, große Wesen,
die zu reden beginnen erst,
wenn die Menschen verstummen.

Ivan Minatti (1924-2012) war slowenischer Dichter, Übersetzer, Redakteur und Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Seine Lyrik ist intimistisch, eine vor allem persönliche und emotionale Stimmungslyrik. Er dichtete im freien Vers. Seine Gedichte handeln vorwiegend vom verfremdeten Menschen, der in der Natur Zuflucht findet. Große Anerkennung erntete er durch sein Gedicht „Jemanden muss man gern haben“, nach dem auch sein dritter Gedichtband im Jahre 1963 benannt wurde. Er übersetzte den „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupery ins Slowenische.

Quelle: Ivan Minatti „Nekoga moraš imeti rad”. Mladinska knjiga, 2014.

Aus dem Slowenischen von Kasilda Bedenk