Barbara Hammer: Serie „Sehnsucht Reisen“
Der Rucksack ist seit mehr als 15 Jahren Barbaras Reisebegleiter auf allen Kontinenten. Diese Reisen gaben ihr die Möglichkeit zur Selbsterneuerung und schärften ihren Blick für den kreativen Prozess. Als gut geeigneter Ausgangspunkt der Selbstreflexion erwies sich dabei das Medium der Fotografie. In den Radierungen verbindet sie das Grundmotiv auch gerne mit architektonischen Sujets. Der schwarze Rucksack als Metapher fürs Reisen erzeugt sowohl auf Fotos als auch in den Radierungen eine schlüssige Korrespondenz von Raum, Licht und Architektur. Die Serie entstand auf der letzten Architekturbiennale in Venedig. Bei den in einer Grafikwerkstatt in Dresden entstandenen Radierungen wurde der Rucksack dann in die Bildkomposition integriert.
Auswahl einiger der letzten Projekte und Ausstellungen:
2020 Grafiktriennale Belgrad, Serbien
2020 Grafikbiennale Douro, Portugal
2020 Ausstellung „to another view“, Galerie Schaumbad, Graz Kulturjahr 2020
2021 Global Print Duoro, Portugal
2021 Ausstellung „artfully recycled“ SULUV (Association of artists of Vojvodina), Novi Sad, Serbien im Rahmen von Graz Kulturjahr 2020
2022 Ausstellung „Prepletanja/Verflechtungen“, Ljubljana, DLUL, Frauenprojekt mit Künstlerinnen aus Österreich und Slowenien
Kontakt: hammer_barbara@hotmail.com
Maruša Krese: Reisegedichte aus dem Gedichtband „Nenadoma se je stemnilo / Plötzlich wurde es dunkel“*
Maruša Krese: Kroatien, 1996
Es ist morgen.
Ich mache mich auf den Weg zum Meer.
Ein Schiff kommt.
Ich kann es doch hören.
Ich höre dieses Schiff von gestern,
als die Stadt noch voll von Seeleuten war,
von Wilden,
Händlern mit bunten Stoffen.
Verlorene Koffer
und silberne Truhen,
alte Kutschen,
weinende Kinder,
kopflose Ammen,
Jongleure, Wahrsagerinnen,
Heilkräuter von den Bergen
und unbekannte Mönche.
Ich mache mich auf den Weg zum Meer.
Vielleicht kommt ein Schiff.
Maruša Krese: Italien, 2010
Ich nahm die Rose und ging.
Ich lief durch die Stadt.
Mit der Rose,
die ich bekommen hatte.
Ich hatte lange gewartet.
Auf die Rose.
In Zärtlichkeit gehüllt.
Ich gehe mit der Rose
den Wünschen entgegen,
der Freude entgegen.
Dem Geheimnis entgegen.
Demjenigen, das nur mir gehört.
Ich ging mit der Rose durch die Stadt.
Maruša Krese: Venezuela, 2010
Vielleicht nennt man das doch Glück.
Vielleicht. Glück.
Ein Fluss, Bäume, Sonne, Stille, das Leben.
Wer nur spricht mich dort hinter meinem Rücken an?
*Die Gedichte stammen aus dem Gedichtband Nenadoma se je stemnilo / Plötzlich wurde es dunkel. Popotniške pesmi / Reisegedichte von Maruša Krese. Übersetzung: Daniela Kocmut. Laafeld/Potrna, Bad Radkersburg: Artikel-VII-Kulturverein für Steiermark – Pavelhaus, 2011.
Maruša Krese (1947-2013) war Schriftstellerin, Dichterin und Journalistin. Sie hat lange in Berlin gelebt und hat drei Prosabände sowie acht Gedichtbände herausgegeben. Im Jahr 2005/06 war sie Stadtschreiberin von Graz. Für ihre humanitäre und kulturelle Vermittlungstätigkeit zwischen der BRD und Bosnien und Herzegowina wurde sie im Jahr 1997 vom deutschen Bundespräsidenten mit dem Verdienstkreuz gewürdigt.