Monat: Feber 2023

Barbara Hammer

Barbara Hammer: Serie „Sehnsucht Reisen“

Der Rucksack ist seit mehr als 15 Jahren Barbaras Reisebegleiter auf allen Kontinenten. Diese Reisen gaben ihr die Möglichkeit zur Selbsterneuerung und schärften ihren Blick für den kreativen Prozess. Als gut geeigneter Ausgangspunkt der Selbstreflexion erwies sich dabei das Medium der Fotografie. In den Radierungen verbindet sie das Grundmotiv auch gerne mit architektonischen Sujets. Der schwarze Rucksack als Metapher fürs Reisen erzeugt sowohl auf Fotos als auch in den Radierungen eine schlüssige Korrespondenz von Raum, Licht und Architektur. Die Serie entstand auf der letzten Architekturbiennale in Venedig. Bei den in einer Grafikwerkstatt in Dresden entstandenen Radierungen wurde der Rucksack dann in die Bildkomposition integriert. 

Auswahl einiger der letzten Projekte und Ausstellungen:

2020 Grafiktriennale Belgrad, Serbien
2020 Grafikbiennale Douro, Portugal
2020 Ausstellung „to another view“,  Galerie Schaumbad, Graz Kulturjahr 2020
2021 Global Print Duoro, Portugal
2021 Ausstellung „artfully recycled“ SULUV (Association of artists of Vojvodina), Novi Sad, Serbien im Rahmen von Graz Kulturjahr 2020
2022 Ausstellung „Prepletanja/Verflechtungen“, Ljubljana, DLUL, Frauenprojekt mit Künstlerinnen aus Österreich und Slowenien

Kontakt: hammer_barbara@hotmail.com

Maruša Krese: Reisegedichte aus dem Gedichtband „Nenadoma se je stemnilo / Plötzlich wurde es dunkel“*

Maruša Krese: Kroatien, 1996

Es ist morgen.
Ich mache mich auf den Weg zum Meer.
Ein Schiff kommt.
Ich kann es doch hören.
Ich höre dieses Schiff von gestern,
als die Stadt noch voll von Seeleuten war,
von Wilden,
Händlern mit bunten Stoffen.
Verlorene Koffer
und silberne Truhen,
alte Kutschen,
weinende Kinder,
kopflose Ammen,
Jongleure, Wahrsagerinnen,
Heilkräuter von den Bergen
und unbekannte Mönche.
Ich mache mich auf den Weg zum Meer.
Vielleicht kommt ein Schiff.

Maruša Krese: Italien, 2010

Ich nahm die Rose und ging.
Ich lief durch die Stadt.
Mit der Rose,
die ich bekommen hatte.
Ich hatte lange gewartet.
Auf die Rose.
In Zärtlichkeit gehüllt.
Ich gehe mit der Rose
den Wünschen entgegen,
der Freude entgegen.
Dem Geheimnis entgegen.
Demjenigen, das nur mir gehört.
Ich ging mit der Rose durch die Stadt.

Maruša Krese: Venezuela, 2010

Vielleicht nennt man das doch Glück.
Vielleicht. Glück.
Ein Fluss, Bäume, Sonne, Stille, das Leben.
Wer nur spricht mich dort hinter meinem Rücken an?

*Die Gedichte stammen aus dem Gedichtband Nenadoma se je stemnilo / Plötzlich wurde es dunkel. Popotniške pesmi / Reisegedichte von Maruša Krese. Übersetzung: Daniela Kocmut. Laafeld/Potrna, Bad Radkersburg: Artikel-VII-Kulturverein für Steiermark – Pavelhaus, 2011.

Maruša Krese (1947-2013) war Schriftstellerin, Dichterin und Journalistin. Sie hat lange in Berlin gelebt und hat drei Prosabände sowie acht Gedichtbände herausgegeben. Im Jahr 2005/06 war sie Stadtschreiberin von Graz. Für ihre humanitäre und kulturelle Vermittlungstätigkeit zwischen der BRD und Bosnien und Herzegowina wurde sie im Jahr 1997 vom deutschen Bundespräsidenten mit dem Verdienstkreuz gewürdigt. 

Christa Huber-Winter und Edgar Huber

Bronzefigur „Hl. Franziskus mit dem Wolf von Gubbio“, 2016

Der Hl. Franziskus und der Wolf von Gubbio

eine Geschichte gegen das Böse, gegen Aggression, Gewalt, Misstrauen und Intoleranz: Der Wolf ist hungrig und hat auch seine Kinder zu versorgen. In seiner Not reißt er immer wieder Schafe und fällt auch die Bewohner der Ortschaft Gubbio an. Die Dorfbewohner sind verängstigt und zornig, sie wollen den Wolf töten.
Der Hl. Franziskus hört von den Geschehnissen, trifft den Wolf und zeigt ihm sein Unrecht auf. Dann findet er eine gute Lösung! Jeden Tag gibt ein anderer Dorfbewohner dem Wolf genügend zu fressen, dadurch ist niemand ernsthaft belastet und der Wolf hat keinen Grund mehr zu töten.

Die lebensgroße Bronzefigur wurde vom Künstlerehepaar Christa Huber-Winter und Edgar Huber im Jahr 2016 geschaffen. Der Hl. Franziskus mit dem Wolf von Gubbiosteht auf einem Hügel im Patientengarten des Krankenhauses der Elisabethinen in Graz. Es ist ein junger, lebensbejahender Franziskus, der die Tiere und die Menschen liebt. Hier mitten in der Natur stehend hält er Zwiesprache mit einem Vogel, der auf seiner ausgestreckten Hand sitzt, ein weiterer ist gerade auf seiner Schulter gelandet. Mit seiner linken Hand wirkt er beruhigend auf den nicht mehr so wilden Wolf ein. Den Patienten des Krankenhauses soll er Trost, Hoffnung und Inspiration sein.

Diese Begegnung stellt ein Symbol für den Frieden dar, steht für ein Miteinander, für ein Aufeinander-Zugehen. Durch einen Austausch, durch das Erkennen von Vielfalt, aber auch Ähnlichkeiten können Vertrauen, Liebe, Wertschätzung und gutes Neues entstehen.

Begleitendes Gedicht von Srečko Kosovel*

Impression

Die Bora öffnete das Fenster
Warme Sterne
fallen auf Felder.
Frühling.
Frühling.
Ein weißes Antlitz strahlte auf
im Blau,
Seide rauschte auf
durchs Tal.
Der gläserne Himmel
zerbrach,
über uns weiche, dunkle Wolken.
Seide.

Srečko Kosovel (1904, Tomaj bei Sežana, Slowenien – 1926, Tomaj) war einer der bedeutendsten slowenischen Dichter des 20. Jh. Er wurde in eine Lehrerfamilie als fünftes Kind geboren. Mit 16 Jahren begannen seine ersten Schreibversuche. Ab 1922 studierte er an der Universität Ljubljana. Kosovel kam mit der avantgardistischen europäischen Literatur in Kontakt und verfasste seine Gedichte im futuristischen, impressionistischen, expressionistischen und konstruktivistischen Stil. Inmitten seiner intensiven dichterischen Tätigkeit verstarb er in seinem Heimatort nach einer schweren Erkältung an Meningitis. Kosovels Gedichte wurden von Ludwig Hartinger und Erwin Köstler ins Deutsche übertragen.

Kontakt:
Christa Huber-Winter und Edgar Huber, Atelier für Kunst und Restaurierung
Hans-Mauracher-Straße 71, 8044 Graz-Mariatrost
Mail: huber.atelier@gmail.com
Webseite: www.atelier-ehuber.at

Christine Kertz: Graz : Ljubljana – Zwei Städte : zwei Flüsse

Sensucht - Stille / Hrepenje - Tišina
Immer Intensivst / Karseda Intenzivno
Fingerspitzengespür / Tankočutnost
Wasserwünsche / Vodne Želje

Serie „Graz : Ljubljana – zwei Städte, zwei Flüsse

Zwei Städte, Hauptstädte ihrer jeweiligen Region bzw. eines Staates, mit ungefähr 300.000 Einwohner*innen, beide liegen an einem Fluss: Graz an der Mur, Ljubljana an der Ljubljanica. Wie kommt es aber, dass die wesentlich kleinere Ljubljanica in der slowenischen Hauptstadt viel stärker präsent ist als die Mur in Graz? In Ljubljana findet sich reges städtisches Leben in den Fußgängerzonen an beiden Ufern des Flusses, hier befinden sich aber auch imposante Brücken und große öffentliche Gebäude. Und: Der Fluss wird mit einem regelmäßig verkehrendem Boot befahren.
In Graz ist die Mur in ihr Flussbett eingegraben, ringsum von Gebüsch und Bäumen umgeben und nicht wirklich zugänglich.

Christine Kertz hat zunächst in Slowenien, nach ihrer Rückkehr in die Steiermark auch in Graz, den Tönen, Bildern, Zeichen und Ritualen entlang der jeweiligen Flüsse nachgespürt, sie künstlerisch dokumentiert, Bezüge hergestellt und sie hinterfragt. Sie hat ihre Erfahrungen in beiden Städten anhand von Fotos, Zeichnungen, Bildern und/oder Druckgrafiken festgehalten sowie jeweils einen spezifischen Text zu jeder Stadt verfasst.

©Edith Risse, Kunsthistorikerin und Kuratorin

Kontakt: christine.kertz@gmx.at
Webseite: www.kertz.at

Begleitende Bildtexte von Christine Kertz

SEHNSUCHT – STILLE

Der Takt erschlägt die Stunden
– den Mund geöffnet zum Ruf.
Erinnerung, ein leises Raunen – bleibgehsteh.
Hölzern, lustlos zu zweit in der Menge.

WASSERWÜNSCHE

spring lebenslustig – Luft erhaschend
mutig – blaublütig – im gelben Sonnenklar
tiefblau ergreifend des Nachbarn lichte Tiefe.
– Luftblasennähe der Farbe Blau.

 FINGERSPITZENGESPÜR

Farbenkleid gezeigt im Strich und Raum,
inmitten von gelb – geblendet im Dunkel.
Berührt – beruhigt die Seele mich
bleib nicht allein.

IMMER INTENSIVST

leise Räder drehen – sehnen nach dem Stehn.
1 – zwei – vier – ich bleib nicht länger hier.
Der Ruf verhallt – im hellen Haar.
Färbt BUNT sich im Sonnenklar.

Vir/Quelle: Christine Kertz: Bildtexte. Aus dem Deutschen von Kasilda Bedenk

Traude Sieglinde Mihalopulos

Serie „Metamorphosis 3

Metamorphosis 3“ ist eine Arbeit, die zum Teil im Sommer 2018 auf der griechischen Insel Skyros entstanden ist und die die Künstlerin dann in ihrem Grazer Atelier weiterentwickelt und fertiggestellt hat. Die Steine und das Schwemmholz, auf dem sie liegen, hat das Meer an den Strand von Skyros gespült. Die Künstlerin hat ihr Geheimnis der langen Reise sowie ihre Prägung an Land und im Meer in Frottagetechnik auf Notizzettel gebracht. Später hat sie sie zu einem Bild zusammengefügt, die Steine würdevoll im Schwemmholz ruhend auf ein Podest gestellt.

In dieser Arbeit hat die Künstlerin auf das Einbinden ihrer Initialen TSM verzichtet, die andere Bildinhalte tragen und die sie auf diese Weise in Zusammenhang mit all dem bringt, was sie zum Zeitpunkt des Arbeitens jeweils vorfindet – in ihrem Inneren und um sich herum. Das Resultat ist dann meist in Acryl oder Mischtechnik auf Leinwand oder Papier zu finden.

Kontaktgalerie.im.lend@aon.at
Webseite: www.mihalopulos.com

Begleitendes Gedicht von Ivan Minatti 

Jemanden muss man gernhaben

und seien es Gräser, ein Fluss, ein Baum oder ein Stein,
jemandem muss man den Arm um die Schulter legen,
dass er sich, begierig, an der Nähe sättigt,
jemandem muss man, muss man,
das ist wie Brot, wie ein Schluck Wasser,
muss man seine weißen Wolken reichen,
seine kühnen Vögel der Träume,
seine scheuen Vögel der Machtlosigkeit
– irgendwo muss es doch für sie
ein Nest der Ruhe und Zärtlichkeit geben –
jemanden muss man gernhaben,
und seien es Gräser, ein Fluss, ein Baum oder ein Stein –
denn Bäume und Gräser wissen von der Einsamkeit
– die Schritte entfernen sich stets wieder,
auch wenn sie einen Augenblick innegehalten hatten –
denn der Fluss weiß von der Trauer
– wenn er sich nur über seine Tiefen beugt –
denn der Stein kennt den Schmerz
– wie viele schwere Füße
haben schon sein stummes Herz getreten –
jemanden muss man gernhaben,
jemanden muss man gernhaben,
mit jemandem muss man Schritt halten,
der gleichen Spur folgen –
oh, ihr Gräser, Fluss, Stein, Baum,
schweigende Begleiter der Einsamen und Sonderlinge,
gute, große Wesen,
die zu reden beginnen erst,
wenn die Menschen verstummen.

Ivan Minatti (1924-2012) war slowenischer Dichter, Übersetzer, Redakteur und Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Seine Lyrik ist intimistisch, eine vor allem persönliche und emotionale Stimmungslyrik. Er dichtete im freien Vers. Seine Gedichte handeln vorwiegend vom verfremdeten Menschen, der in der Natur Zuflucht findet. Große Anerkennung erntete er durch sein Gedicht „Jemanden muss man gern haben“, nach dem auch sein dritter Gedichtband im Jahre 1963 benannt wurde. Er übersetzte den „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupery ins Slowenische.

Quelle: Ivan Minatti „Nekoga moraš imeti rad”. Mladinska knjiga, 2014.

Aus dem Slowenischen von Kasilda Bedenk

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